Montag, Dezember 22, 2008

Wenn das Geld knapp wird ...

Bei Durchsicht der vergangenen Einträge frage ich mich selber, was der Schwerpunkt aufs Sparen in einem Blog überhaupt soll, der sich der der Zukunft des Journalismus verschrieben hat.

Themenverfehlung?

Nein, denn nichts ist Entwicklungen für die Zukunft abträglicher als finanziell schlechte Zeiten. Weil kein Geld für Weiterentwicklung bereit gestellt wird. Im Gegenteil: Die wirtschaftlichen Probleme der Medienunternehmen bedeuten Rückschritt in der journalistischen Arbeit; sie gefährden die Qualität der Berichterstattung und vernichten journalistische Arbeitsplätze.

Zum Beispiel bei der Tribune Company, Eigentümerin von 23 Zeitungen, darunter die Los Angeles Tribune und die Chicago Tribune. Die Company mit 20.000 Mitarbeitern ist mit 13 Milliarden Dollar überschuldet und hat Gläubigerschutz beantragt.

In Detroit werden als Auswirkungen der Finanzkrise Tageszeitungen nur noch an drei Tagen der Woche geliefert.

Auch den elektronischen Medien diesseits des Atlantiks geht es nicht besser: Der ORF (das Unternehmen, bei dem ich arbeite) erwartet für heuer ein Minus von 100 Millionen Euro. Auch der WDR muss der in den kommenden vier Jahren 100 Millionen Euro einsparen.

Welche Konsequenzen der Zwang zum Sparen in den Redaktionen haben kann, darüber hat Der Standard berichtet: "Der US-Onlinedienst Pasadena Now lässt Lokalnachrichten von günstigen Journalisten in Indien verfassen, Gemeinderatssitzungen verfolgen sie per Webcast", schreibt die Tageszeitung unter Berufung auf das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel. Weiters: Reuters lasse in Indien schreiben, der San Francisco Chronicle lasse sich ganze Beilagen von dort zuliefern.

Mittwoch, Dezember 03, 2008

Und schon wieder: Sparen!

Der Fokus der Berichterstattung in österreichischen Tageszeitungen und Magazinen beim Thema 'Medien müssen sparen' liegt in diesen Tagen eindeutig auf dem ORF - siehe: "Der Standard", "Kleine Zeitung" oder "Kurier". (Disclaimer: Der Autor dieses Blogs ist Beschäftigter des ORF).

In der heutigen Ausgabe schreibt "Der Standard", dass nicht nur in deutschen Verlagshäusern, sondern auch bei großen österreichischen Tageszeitungen Personalabbau als Instrument gegen die Wirtschaftskrise eingesetzt wird: Bei der "Kleinen Zeitung" der Styria Medien AG werden laut Standard-Recherchen zwölf Mitarbeiter früher in Pension geschickt; der Chefredakteur dementiert.

Bei der jüngsten Tageszeitung im Land, bei "Österreich", seien sieben Verträge aufgelöst worden. Der Herausgeber bestätigt zwei Kündigungen, fünf der aufgelkösten Verträge seien hingegen nur neu gestaltet worden.

Freitag, November 21, 2008

Kahlschlag III

17.11.2008: Der "Guardian" berichtet, dass innerhalb von nur einer Woche in Medienbetrieben - Print und elektronisch - in Großbritannien mehr als 2300 Arbeitsplätze gestrichen wurden, unter anderem in so bekannten Firmen wie Virgin Media, ITV und Channel 4. Als Grund für die Einsparungen nennen die Medienunternehmen den Rückgang der Werbeeinnahmen.

19.11.2008: Der Verlag Gruner + Jahr kündigt an, dass er seine Wirtschaftstitel "Capital", "Impulse" und "Börse Online" ab März 2009 in Hamburg produziert wird. Die bisherigen Produktionsstandorte in Köln und München werden aufgelassen, die bisherigen 110 Mitarbeiter der drei Publikationen werden gekündigt.

21.11.2008: Bei der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) werden im Jahr 2009 zehn Prozent der 4100 Arbeitsplätze gestrichen. Davon betroffen seien auch einige der 3000 Journalisten des Unternehmens, berichtet der "Standard". AP leidet unter dem Einnahmeverlust durch die US-Zeitungsverlage, die sich in einer wirtschaftlichen Krise befinden.

Donnerstag, November 20, 2008

beherzter Versuch "interaktives Fernsehen"

Die Inhalte lassen sich nur zu fix vorgegebenen Zeiten konsumieren; der unablässige Strom von bewegten Bildern und Tönen verdammt den Konsumenten zum passiven Zusehen. Fernsehen verliert an Beliebtheit. Immer mehr - vor allem junge - Medienkonsumenten greifen zur Alternative, zum Internet, wo Videos zu jedem beliebigen Zeitpunkt angesehen werden können. Außerdem lassen sich Internetangebote vom Nutzer steuern. Individuell. Sie sind interaktiv.

Die Idee, das gute alte Fernsehen interaktiv zu machen, ist alt. Die bisherigen Versuche waren aber nicht von besonderem Erfolg gekrönt. Die ARD macht nun einen Anlauf und bietet den Versuch "Tagesthemen Interaktiv" an. Haben frühere Versuche für interaktives Fernsehen, wie zum Beispiel die beiden Projekte der "Plattform Digitales Salzburg" (Disclaimer: Der Autor dieses Blogs ist Obmann des Vereins "Plattform Digitales Salzburg") noch den Fernsehapparat als Ausgabegerät gewählt, so sind die interaktiven Tagesthemen der ARD ausschließlich über Internet abrufbar.

"Uns ist klar, dass es auf Dauer zu wenig sein wird, lediglich Fernsehsendungen ins Netz zu stellen. Das wird den Möglichkeiten des Mediums nicht gerecht", schreibt Chefredakteur Kai Gniffke im Blog der Tagesschau. Die Nutzer sollen nun anhand der bereit gestellten Probesendung entscheiden, ob eine Darbietung wie "Tagesthemen Interaktiv" diese Möglichkeiten nutzt und akzeptiert wird.

Betonung auf Probesendung. Das Testen erfordert Geduld, die Ladezeiten sind selbst mit einer leistungsstarken Breitbandanbindung sehr lang. Abgesehen davon ist es ganz reizvoll, die Moderatorin, den Ablauf der Sendung mit einem Mausklick zu unterbrechen, um Video-Beiträge abzurufen, die den Hintergrund des gerade behandelten Themas beleuchten oder den Nutzer übre die Vorgeschichte aufklären. Das Fernsehen wird auf Wunsch des Nutzers non linear - für IPTV (Sendungen werden über Datenleitungen und Internetprotokoll auf den Bildschirm dargestellt) könnte das funktionieren - wenn es gelingt, das traditionelle passive Nutzungsverhalten der Konsumenen vor dem Fernsehgerät zu ändern.

Für das Internet mit dem Ausgabegerät Monitor scheint mir das Konzept von "Tagesthemen Intraktiv" zu kurz gegriffen. Anders als das Fernsehen kann das Internet mit allen zur Verfügung stehenden Medien umgehen - auch mit Text und Fotos, mit Audio (ohne Bild ;-)) und Grafiken. Jedes dieser Medien hat seine ganz eigenen Stärken - Text zum Beispiel eignet sich viel besser zur Berichterstattung, die in die Tiefe geht, zur Darstellung abstrakter Sachverhalte als Fernsehen.

Fernsehen wird den Möglichkeiten des Internet nur dann gerecht, wenn es auch die Grenzen seiner traditionellen Darstellungsmöglichkeiten durchbricht und die Darstellungsformen der anderen klassischen Möglichkeiten (Print, Hörfunk) integriert. Das Stichwort lautet: konvergenter Journalismus.

Dennoch, der Versuch von Innovtionsabteilung und Tagesthemen der ARD, neue Möglichkeiten für das Fernsehen im Internet zu suchen, ist beherzt und notwendig. Die meisten anderen Fernsehstationen belassen es dabei, das Internet zur Lagerstätte - positiv formuliert: zum Archiv - bereits gespielter Fernsehsendungen zu degradieren.

Samstag, November 15, 2008

Schuldzuweisungen

Eine heftige Debatte ist zwischen dem amerikanischen Journalisten und Kolumnisten des Web-Magazins Slate, Ron Rosenbaum, und Jeff Jarvis, Journalist und außerordentlicher Professor für interaktiven Journalismus an der City University of New York, entbrannt; eine Debatte über die Frage, wie viel Schuld die Journalisten selber an der aktuellen Krise des Journalismus haben.

Der nicht mehr aktive Journalist Jarvis zeigt sich kompromisslos bei seinen Schuldzuweisungen. In seiner Kolumne im Guardian lässt er keinen Zweifel daran, wer für ihn die Verantwortung trägt:

"Der Niedergang des Journalismus ist die Schuld der Journalisten. Es ist unsere Schuld, dass wir die Veränderungen nicht früh genug auf uns zukommen sahen und unser Handwerk nicht auf den Übergang vorbereitet haben. Es ist unsere Schuld, dass wir die Möglichkeiten nicht beim Schopf ergriffen haben, die uns die neuen Medien und die neuen Beziehungen zum Publikum geboten haben. (...)"

Jarvis antwortete in seiner Kolumne auf Paul Farhi von der Washington Post, der in einem Beitrag für das American Journalism Review nicht den Journalisten in den Redaktionen die maßgebliche Schuld am wirtschaftlichen Niedergang der Tageszeitungen in den USA gibt:

"Das Problem hat wenig mit Berichterstattung, Verpackung und Verkauf von Information zu tun. Es ist viel größer als das. Zu den schwerwiegendsten Bedrohungen gehört der Verlust von Kleinanzeigen, die sinkende Zahl von Inseraten und die Verschuldung der Medienunternehmen. (...)"
Ron Rosenbaum in seinem Beitrag nun unterstellt Jeff Jarvis Hartherzigkeit und überhebliches Unverständnis, was die Aufgaben und Anforderungen an einen Journalisten betrifft:

"Ja, nach der Logik von Jarvis, waren die hart arbeitenden Reporter, die nun auf der Straße stehen, Narren: Sie verbrachten ihre Zeit nicht damit herauszufinden, wie sie sich multimedial in Position bringen können. Ich denke da an John Conroy, der jahrelang über Polizeifolter schrieb für die Zeitung Chicago Reader, der nun pleite ist und Conroy kündigte, gerade als nach Jahren seiner Berichterstattung (100.000 Worte!) die offiziellen Erhebungen in der Affäre begonnen hatten. (...)"
Eine Zusammenfassung der Debatte und eine Analyse und Bewertung des Themas aus seiner Sicht steuert der Journalist Ken Sands in den E-Media Tidbits auf Poynter Online bei:

"Meiner Meinung nach macht Jarvis den konkreten Versuch, ein neues Geschäftsmodell für Nachrichten zu inspirieren. Allerdings werden unterentwickelte Geschäftsmodelle viele Journalisten nicht glücklich machen - und das scheint der Kern des Konflikts zu sein. Jarvis stellt unmissverständlich klar, dass er weniger daran interessiert ist Journalisten zu retten als vielmehr den Journalismus an sich. (...)"

Und bei uns, in Österreich, in Deutschland, in der Schweiz, in Europa? Auch bei uns wird der Journalismus als in der Krise wahrgenommen, die klassischen elektronischen und Print-Medien kämpfen mit wirtschaftlichen Problemen. Wie sieht es bei uns mit derMitverantwortung der Journalisten aus?

Geschäftsmodell dringend gesucht

"Wird der Journalismus im Internet noch derselbe sein wie der auf Papier? Wie es mit dem Journalismus weitergeht" - Christof Siemes schreibt seine Vision, "wie guter Journalismus in Zukunft aussehen könnte" in Zeit-Online nieder.

Zum selben Ergebnis - was die Qualität des Journalismus auf Nachrichtenportalen betrifft - kommt das Gutachten "Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet
Wie das Web den Journalismus verändert
" der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2007.

Es fehlen also funktionierende Geschäftsmodelle, um Qualitätsjournalismus im Internet zu finanzieren. Das ist die Herausforderung: Nicht den guten Journalismus tot reden, sondern Geschäftsmodelle entwickeln. Dazu muss allerdings zuerst alle Beteiligten klar sein, dass Qualität im Journalismus mehr ist als nur das Reden darüber. Einen ersten Schritt setzt jetzt der deutsche Presserat.

"Süddeutsche" muss sparen

Erst vor wenigen Tagen, bei einer Diskussion über die massiven Probleme (nicht nur) der Printmedien, über Werbung Geld zu verdienen, sagte eine Kollege, er glaube dass nicht so recht, weil es den renommierten Blättern ja noch gut gehe.

Irrtum. Auch die renommierten leiden - von der Süddeutschen Zeitung ist es nun auch öffentlich geworden: Unter anderen der Berliner Tagesspiegel, der Mediendienst Kress und der Branchendienst Meedia berichten von einem drastischen Sparprogramm in der SZ. Demnach sollen im kommenden Jahr 20 Prozent der Kosten eingespart werden. Das sind 15 Millionen Euro. Diesem Sparprogramm könnte jede fünfte Redakteursstelle bei der SZ zum Opfer fallen, heißt es in diesen Berichten. Im Medienblog CARTA, schreibt Robin Meyer-Lucht, dass sich diese Entwicklung schon bei den Münchner Mdientagen abgezeichnet habe.

Egal, ob man es vorher schon hätte wissen können oder ob es erst jetzt bekannt wird: Der Kahlschlag in den Redaktionen geht weiter.

Montag, November 10, 2008

Kahlschlag - Fortsetzung

Allein heute, am Montag, 10.11.2008, waren folgende zwei Sachverhalte in den Zeitungen zu lesen. Zwei Entwicklungen, die schön langsam auch die Einrichtung einer deutschsprachigen Version von Newspaper Death Watch rechtfertigten:

Die traditionsreiche Oberösterreichische Rundschau wird von der neuen Eigentümerin, der Moser Holding aus Innsbruck, wegen - wie es heißt "schlechter Ertragslage" - in eine Gratiszeitung umgewandelt. Damit gehen 100 von 250 Arbeitsplätze verloren; die verbleibenden 150 Arbeitnehmer müssen mit beträchtlichen Einkommenseinbußen rechnen. So sollen die Journalisten von ihrem in den für den Arbeitgeber preiswerteren Kollektivvertrag des Gewerbes gezwungen werden. Das bedeutet bis zu 50 Prozent weniger Geld für die Betroffenen. (Einzelheiten dazu)

Die WAZ-Mediengruppe will, so hat es Geschäftsführer Bodo Hombach angekündigt, 30 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Vor diesem Hintergrund ist die Redaktionsreform der WAZ für ihre vier Zeitungen in Nordrhein-Westfalen zu sehen: die Ressorts Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Vermischtes und Fernsehen, die bisher in jeder der vier Tageszeitungen eigenständig betrieben wurden, werden in eine Zentralredaktion zusammen gelegt. Der Chefredakteur spricht von Qualitätsverbesserung; Branchenkenner vermuten, dass mit dieser Zusammenlegung ein Viertel der Redakteure eingespart werden könnten - nämlich 200. (Einzelheiten dazu)

Samstag, November 08, 2008

Kahlschlag

1. Juli 2008: Die französischen Tageszeitungen "Le Monde" und "Le Figaro" kündigen an mehr als 200 Mitarbeiter, darunter 105 Journalisten, abzubauen, um Personalkosten von 9,4 Millionen Euro zu sparen.

24. Juni 2008: Der Deutsche Journalisten Verband protestiert gegen den Eigentümer der Berliner Zeitung, den Finanzinvestor David Montgomery: "Wenn, wie geplant, allein bei der Berliner Zeitung 40 von 130 Redakteursstellen wegfallen sollen, verkommt das Blatt zum Sammelsurium von Agenturmeldungen".

16. Juli 2007: Die neuen Eigentümer des Medienkonzerns ProSiebenSat1, die Finanzinvestoren KKR und Permira, drängen auf eine Erhöhung der Rendite von 22,2 auf 30 Prozent im Jahr 2008. Als Folge werden werden "rund 250 Arbeitsplätze im Bereich des Informationsjournalismus vernichtet."

Drei Beispiele aus den vergangenen zwölf Monaten. Aus einem Beitrag der "Neuen Zürcher Zeitung Online" geht hervor, dass diese nur die Spitze des Eisbergs sind - in Europa,vor allem aber in den USA, wo die Auflagezahlen der Tageszeitungen stark schrumpfen - von März bis September 2008 um 4,6 Prozent : "Der Auflagenrückgang, das Abwandern von Anzeigen, die Billigkonkurrenz im Internet, die anhaltend hohen Kosten des Print-Gewerbes und die oft schwindelerregend hohe Verschuldung vor allem der US-Unternehmen gelten als die zentralen Gründe der Abwärtsbewegung."

Die Aasgeier beziehen Position: Newspaper Death Watch publiziert penibel, welche Tageszeitung in den USA mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat und wie viele journalistische Mitarbeiter entlassen muss. Schadenfroher Untertitel der Website: "Chronik des Niedergangs von Zeitungen und der Wiedergeburt des Journalismus".

Sonntag, Oktober 26, 2008

Schlechter Onlinejournalismus

Stefan Niggemeier, der Mann vom BILDblog hält einen bemerkenswerten Vortrag über schlechten Onlinejournalismus,den er in seinem Weblog veröffentlicht. Niggemeiers These:

Die Verlage und Sender probieren im Internet gerade aus, ob es nicht auch mit weniger Journalismus geht
.

Die Befunde gelten meiner Meinung ebenso für Österreich. Natürlich sind auch bei uns gute Onlinejournalisten am Werk. Aber durchwegs sind die Onlineredaktionen vieler Tageszeitungen und elektronischer Medien schlechter ausgestattet als die Stammredaktionen.

Darüber hinaus wird Niggemeiers subjektive Zustandsanalyse durch die Untersuchung "Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet" von Steffen Range und Roland Schweins im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung empirisch untermauert. Und der jüngste Zustandsbericht der Medien in den Vereinigten Staaten erlaubt einen düsteren Blick in die mögliche Zukunft des Journalismus in unseren Breiten.

Zustandsanalysen, vor allem, wenn sie so auf den Punkt gebracht werden wie Niggemeier es getan hat, sind nützlich und wichtig. Nun sind aber Lösungsansätze gefragt, wie sie nicht nur von einem Kommentator des Vortrags / Blogeintrags eingemahnt wurden.

Also: Wer fängt an?

Freitag, September 26, 2008

Fremdwort Recherche oder: warum nachfragen, wenn es sooo gut in den Kram passt?

Bei manchen Geschichten tue ich mir schwer ... lachen, schimpfen, lehrmeistern, schadenfroh sein ...

Zum Beispiel bei dieser: Eine ehemalige Auslandsstudentin schickt ein Mail an Zeitungen und Parteien in Österreich, in dem sie aus einem Artikel der renommierten TIMES zitiert. Dort steht zu lesen, dass die Europäische Union plant, dass aus hygienischen Gründen neben jedem Würstlstandl ein Klo aufgestellt werden müsse ... der endgültige Bericht, steht auf der verlinkten Seite der EU, werde am 28. September publiziert.

Prompt finden sich Berichte zu diesem Thema unter anderem in der Steiermark-Krone, in der Wiener-Krone, in der Gratiszeitung "heute", aber auch in der Wiener Zeitung.

Der Witz daran: die Geschichte ist frei erfunden, eine Ente. Der Standard berichtete darüber.

Ein gefälschter Zeitungsartikel und eine nicht einmal gut gefälschte Webseite der EU reichen aus, um unter anderen Österreichs größte Tageszeitung zu ausführlicher Berichterstattung zu bewegen, die jedes Mindestmaß an qualitätsjournalistischer Arbeitsweise - nämlich aureichende Recherche - vermissen lässt.

Der Zyniker zitiert eine alte Journalistenweisheit: "Ich werde mir eine gute Geschichte doch nicht durch Recherche kaputt machen lassen!"

Der Journalismusforscher findet einmal mehr den Befund bestätigt, dass für ausreichend Recherche vor der Publikation die Zeit und/oder der Wille fehlt.

Und der Grübler fragt sich, wieviele andere Geschichten in wievielen Zeitungen, Zeitschriften, Nachrichtensendungen im Fernsehen sowie auf Online-Nachrichtenportalen genau so zustande kommen; die genauso schlecht recherchiert und falsch sind; nach deren Veröffentlichung sich aber niemand meldet und sagt: "Wir haben der Redaktion eine Ente untergejubelt."

Samstag, September 20, 2008

Einseitige Berichterstattung im Wahlkampf

In den USA ist Wahlkampf, in Österreich ist Wahlkampf. Die Massenmedien sind voll davon. Die Quantität des Publizierten ist unübersehbar - wie ist es aber um die Qualität der Wahlkampfberichterstattung bestellt? In den Vereinigten Staaten offensichtlich nicht besonders gut, wie ein Blogeintrag des Politikexperten der Tageszeitung Kurier, Uwe Schwinghammer, mit dem Untertitel vermittelt: "Der Eindruck einer einseitigen Berichterstattung in diesem Wahlkampf verdichtet sich". Als einen Grund nennt Schwinghammer in dem Eintrag die auffällige und offene Parteinahme für Barack Obama.

Nun sagen Leute, die als Experten für die Innenpolitik in den USA sind, dass es dort nicht ungewöhnlich sei, wenn sich große Publikationen wie die "Los Angeles Times"oder die "Financial Times" ganz offen dazu bekennen, dass sie einen Kandidaten für den Präsidentschaftswahlkampf unterstützen - in diesem Fall Barack Obama.

Im österreichischen Wahlkampf hingegen ist es ein Novum, dass sich eine Tageszeitung ganz offensichtlich für einen Spitzenkandidaten im Nationalratswahlkampf engagiert. Die "Kronen Zeitung" für Werner Faymann, SPÖ: (1), (2),(3), (4).

Hier soll es gar nicht um die Frage gehen, ob eine solche massive mediale Unterstützung für einen Kandidaten letztlich wahlentscheidend ist - der Politologe Peter Filzmaier beispielsweise sieht dafür keinen Beleg.

An dieser Stelle sollen vielmehr Zweifel daran angemeldet werden - für die USA genauso wie für Österreich -, dass die offene oder auch nur offensichtliche Parteinahme für einen Politiker, der sich zur Wahl stellt, mit den (hoffentlich) noch gültigen Parametern journalistischer Arbeit in Einklang zu bringen ist.

Qualitätsjournalismus
verlangt unbeeinflusste, unparteiische, ausgewogene und faire Berichterstattung. Das schafft jene Glaubwürdigkeit, die wir Journalisten uns von unseren Lesern, Sehern, Hörern und Usern wünschen ... auch wenn viele Kollegen diesen Wunsch offensichtlich schon ad acta gelegt haben:
1999 hielten 28 Prozent der US-Journalisten Glaubwürdigkeit für das wichtigste Gut im Journalismus, 2004 waren es nur noch neun Prozent - nachzulesen im US-Jahresbericht für Journalismus. Den Journalisten in den USA ist diese Entwicklung bewusst, nur noch 20 Prozent der Befragten glauben, dass sie gute Arbeit machen. Als Grund nennen sie vorwiegend die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen sie arbeiten müssen.

Für Österreich fehlen entsprechende Untersuchungen. Was hierzulande aber erhoben wurde ist die Sicht der anderen Seite, wie nämlich Medienkonsumenten die Journalisten einschätzen. Zum Beispiel hat "Reader's Digest " heuer auch unter 1000 Österreichern das Vertrauen in unterschiedliche Berufsgruppen abgefragt. Demnach genießen wir Journalisten das Vertrauen von nur 24 Prozent der Befragten (Politiker liegen mit 8 % immerhin noch schlechter).

Donnerstag, Juni 19, 2008

Leere Versprechen ... unnötig!

Im Weblog der Journalisten-Ausbildner in Darmstadt erfahre ich, dass "Focus Online" neue Webvideo-Formate anbietet, darunter eines mit Namen "Focus-Online-News Navigator". Von der Moderatorin der Sendung, Isabella Kroth, erfahre ich in der ersten Sendung die hehren Ziele des neuen Webvideo-Angebots: "Wir navigieren Sie durch den täglichen Meldungs- und Informationsdschungel."

Ein verlockendes Versprechen in Zeiten der gnadenlosen Informationsüberflutung, zumal das Angebot der verlässliche Kompass für das tägliche Nachrichtengeschehen sei: "Wir zeigen Zusammenhänge, klopfen Meldungen auf ihren Gehalt ab und lassen aus mancher Medienblase die Luft entweichen."

Beim Anschauen einiger der Sendungen, die auf der Playlist der übersichtlichen Seite angeboten werden, entweicht die Luft aus dieser Versprechensblase rasch: Drei Themen pro Sendung, die knapp viereinhalb Minuten dauert. Die bemühte Moderatorin, die auch die Nachrichtenredakteurin ist, präsentiert den Text. Videosequenzen werden eingespielt, über die Moderatorin gelegt.

Das ist ein alt bekanntes Strickmuster, wie es im Netz auch von "Spiegel Online", von "Welt Online", von der Onlineausgabe von "Österreich" oder im Fernsehen in den "ZiB Flashes" von ORF 1 (noch nicht on demand verfügbar) und vielen anderen eingesetzt wird: Kurze Information zum raschen Überblick.

Aber Zusammenhänge und in die Tiefe Gehendes bleibt auch das neue Webvideo-Angebot von FOCUS schuldig.

Mit Verlaub: Das Experteninterview der Präsentatorin mit FOCUS-Online-Sportredakteur Martin Vogt über die Erwartungen an die deutsche Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale in der Ausgabe vom 19. Juni 2008 ist bieder und ähnelt den vielen Analysen, die an diesem Tag in den Medien landauf landab zu lesen sind.

Die Versprechen von FOCUS halten der Überprüfung nicht stand.

Bleiben zwei Fragen:
  • Warum muss ein neues Webvideo-Angebot, das auch nicht schlechter als viele andere gemacht ist, mit Marketingphrasen Erwartungen wecken, die dann nicht erfüllt werden? (liebe Verantwortliche bei FOCUS: die User nicht nicht so blöd, dass sie das nicht merken! - Anmerkung des Autors).
  • Warum wird nicht ein Webvideo-Format angeboten, das in der unübersichlichen Vielfalt der Nachrichtenangebote und der täglichen Informationsflut tatsächlich die Versprechen erfüllt, die FOCUS gemacht hat?
Navigation durch die tägliche Informationsflut, Zusammenhänge aufzeigen, Hilfe bei der Einordnung und Bewertung von Ereignissen ... viele User wären dankbar für die Hilfe bei der Bewältigung der Informationsfülle, die ständig auf sie niederprasselt.

Ein solches Angebot wäre dringend nötig und das Internet böte die Möglichkeiten dazu.

Freitag, Juni 13, 2008

Die kostenlose Alternative zu DVB-H ...

Und noch einmal ein - zumindest vordergründig - Technikbeitrag, noch einmal zum Fernsehen auf Mobiltelefonen. DVB-H ist ja nun in Österreich empfangbar - zumindest in den vier Austragungsstätten der Fußball-EM, in Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt. Zur Zeit sind es 14 Fernseh- und fünf Radioprogramme . Bei drei Providern, bei zweien davon bis Ende des Jahres kostenlos. Dann zum Preis von neun Euro pro Monat.

Warum aber soll der mobile Fernsehkonsument Geld für eine Leistung bezahlen, die er im beinahe selben Umfang und an viel mehr Orten kostenlos empfangen kann? Über DVB-T nämlich. Das digitale Antennenfernsehen ist zum einen kostenlos, zum zweiten schon in weiten Teilen Österreichs empfangbar und drittens bietet es - zumindest im Norden des Bundeslandes Salzburg - nicht nur die sechs Fensehprogramme vom Sender Gaisberg, sondern auch noch zwölf deutsche, öffentlich-rechtliche Programme vom Sender Untersberg.

Einzige Voraussetzung ist ein entsprechendes Mobiltelefon, das DVB-T empfangen kann. Die sind noch Mangelware (zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Beitrag schreibe, gibt es gerade ein einziges geeignetes Modell auf dem Markt!).

Warum also Geld für DVB-H-Empfang ausgeben? Das würde nur Sinn machen, wenn dafür Programme angeboten würden, die speziell auf das Nutzungsverhalten von Fernsehen auf Mobiltelefonen abgestimmt wären.

Diese Programme gibt es zur Zeit nicht. Weil Sie angeblich zu teuer sind. Es wurde also eine neue Vertriebsschiene für Fernsehen geschaffen, ohne dass die dafür passenden Inhalte angeboten werden. Sollte DVB-H vom Konsumenten nicht angenommen werden, heißt es hoffentlich nicht, dass Fernsehen für das Mobiltelefon gescheitert ist. Was der Konsument tatsächlich abgelehnt hat, sind Fernsehsendungen, die fürs "große" Fernsehen poduziert und nur auf die Größe eines Handydisplays zusammengequetscht wurden.

Fernsehprogramme für Handys sehen anders aus ...

Donnerstag, Juni 12, 2008

Das Wunder von A1: HDTV fürs Handy

Ich wollte es nicht glauben und rief daher die Serviceline von A1 an (0800 664 664). Die junge, ausgesprochen freundliche junge Dame, die sich um meine Wünsche bemühte, bestätigte das Unglaubliche: A1 bietet bietet in seiner "Shopworld" - die Broschüre lag heute einer Tageszeitung bei - hochauflösendes Fernsehen für Mobiltelefone an!

"Ja", sagte die freundliche Stimme in der Serviceline, HD Mobile TV von A1, wie in der Broschüre auf Seite sechs getitelt wird, bedeute "High Definition Mobile TV von A1". "Mobiles Fernsehen erleben Sie immer und überall in gestochen scharfer Bild- und Tonqualität," wiederholt die freundliche Stimme den Text aus der Broschüre, in der eine Zeile tiefer noch einmal bestätigt wird: "Alle 31 Spiele der UEFA EURO 2008 in HD Qualität anschauen. Und auch auf der A1 Website finde ich diese Information.

Das Wunder von A1: Der Mobiltelefonieanbieter schafft es, hochauflösendes Fernsehen auf einen Handybildschirm mit 320 x 240 Pixel zu quetschen.

Oder ist es nur ein plumper Werbegag, der A1 auf Käufer hoffen lässt, die das Modewort HD gehört haben, aber nicht wissen, was hochauflösendes Fernsehen ist.

Die nicht wissen, dass HDTV der digitale Fernsehstandard für möglichst große Fernseher ist. HDTV wird als "HD ready" mit 1280 x 720 Bildpunkten und als "full HD" mit 1920 x 1080 Bildpunkten geliefert.

Für Mobiltelefonie ist allerdings ein anderer Standard zuständig: DVB-H für Handy-Bildschirme mit 320 x 240 Bildpunkten.

HD, also hochauflösendes Fernsehen, für Handys gibt es also gar nicht. Es ist ein Werbegag. Wenn nicht - ja wenn nicht A1 das Wunder schafft ...

Sonntag, Mai 04, 2008

Fernsehen in der Hosentasche

Viel ist in den Tagen vor der Fußball-Europameisterschaft, die im Juni in Österreich und in der Schweiz ausgetragen wird, die Rede von Fernsehen auf dem Handy. Auch in Österreich soll dieser neue Distributionskanal für bewegte Bilder, vulgo Fernsehen, unter dem Namen DVB-H als kommerzielles Service angeboten werden. Die Rundfunk-Regulierungsbehörde RTR jedenfalls hat die Lizenz vergeben und zwar an den internationalen Rundfunk-Dienstleister Media Broadcast, der die ORS - sie betreut unter anderem die mehr als 700 Sender des ORF - an Bord geholt hat.

Das ist die Ausgangssituation in Österreich. Dahingestellt bleibt zum jetzigen Zeitpunkt, wie viele Konsumenten - Early Adopters ist wohl die passendere Bezeichnung - DVB-H empfangen können und wollen, wenn es denn im Juni angeboten wird. Die Skepsis der Österreicher gegenüber Fernsehen auf dem Mobiltelefon ist groß. Denn erstens wird es kostenpflichtig sein und zweitens sind geeignete Endgeräte nicht nur in Österreich noch Mangelware. Aber drittens geben sich die, die mit DVB-H ein Geschäft machen wollen, mehr als zuversichtlich: Bis 2011 rechnen sie mit 500 Millionen Handy-TV-Benutzern weltweit.

Sie merken es bereits: Wenn von DVB-H und seiner Einführung die Rede ist, dann werden technische und wirtschaftliche Argumente ins Treffen geführt. Selten wird über die Inhalte gesprochen, über Programme und Sendungen, die den technischen Anforderungen und dem unterschiedlichen Nutzungsverhalten von DVB-H entsprechen. Aber gerade die Verfügbarkeit von Fernsehinhalten, die auf diese Anforderungen zugeschnitten sind, werden meiner Meinung nach über den wirtschaftlichen Erfolg von DVB-H entscheiden:
  • Das Bild auf dem Mobiltelefon (320 x 240 Bildpunkte) ist um den Faktor fünf kleiner als auf dem herkömmlichen Fernsehgerät (720 x 576 Bildpunkte). Kameraeinstellungen und Insertgrößen müssen auf diese technische Vorgabe Rücksicht nehmen; denn bei Supertotalen, wahrscheinlich schon bei Totalen ist auf dem Handydisplay nicht mehr viel bis nichts mehr zu erkennen.

  • Der Datenstrom, der Fernsehprogramme auf das Mobiltelefon liefert, ist weitaus stärker komprimiert als bei PAL-Fernsehen über DVB-T oder DVB-S und daher viel anfälliger für Artefakte bei raschem Bildwechsel. Die Kameraführung muss darauf Rücksicht nehmen.

  • Der Konsument nutzt Fernsehen am Handy viel kürzer als herkömmliches Fernsehen; 20-minütige Nachrichtensendungen werden zu lang sein, ebenso wie wie Spielfilme mit zwei Stunden Länge.

  • Fernsehen auf dem Handy wird in anderer Umgebung genutzt als klassisches Fernsehen; z.B. in der U-Bahn und nicht im privaten Umfeld des Wohnzimmers.
Erst wenige Formate, wie zum Beispiel die "Tagesschau in 100 Sekunden" der ARD oder die Daily Comedy "Anna und du" des ORF, nehmen auf die Besonderheiten von DVB-H Rücksicht, sind speziell für die Besonderheiten von Fernsehen auf dem Mobiltelefon produziert.

Für Handyfernsehen während der EURO 08 sind 15 TV-Programme geplant, genannt werden jene des ORF, von ATV und die wichtigsten deutschen Sender. Zumindest diese Sender liefern also Programm für Fernsehgeräte in gewohnter Größe. Fürs Handyfernsehen wird das Bild nur "klein gerechnet".

Ob das für eine Erfolgstory Handyfernsehen ausreicht? Fernsehen auf dem Mobiltelefon läuft Gefahr, dass es von den Konsumenten nicht akzeptiert wird, weil Inhalte angeboten werden, die nicht für die kleinen Displays, die stark komprimierten Datenströme und die speziellen Nutzungsbedingungen konzipiert und produziert wurden.

Donnerstag, Mai 01, 2008

Kapazitätsmangel und Leiharbeit

Eigentlich soll es in diesem Blog um die Zukunft des Journalismus gehen; um die Chancen und Herausforderungen, die der Übergang von der analogen Medienwelt der breiten Öffentlichkeit in die digitale Welt der fragmentierten Publika (communities) für die Journalisten bereit hält.

Diese spannende Suche nach und der Diskurs über neue Möglichkeiten der Berichterstattung unter Einhaltung der altbewährten, journalstischen Qualitätskriterien - all dies ist realitätsfremd und naiv, wenn nicht die gegenwärtige Arbeitssituation der Journalisten mit berücksichtigt wird.
Die ist in vielen, wohl in sehr vielen Fällen schwierig bis prekär. Wenn zum Beispiel in Redaktionen planlos gespart wird, ohne dass nämlich Workflows und Arbeitsanfall auf die geringere Menge an Personal und/oder an die niedrigeren Budgets angepasst werden. Um es plakativ zu formulieren: Zwei Redakteure können nicht die gleiche Menge an Berichten mit den gleich hohen Qualitätsansprüchen in der gleichen Zeit produzieren. Das ist logisch, leicht verständlich und wird in den Medienanstalten nicht nur dieses Landes nicht eingesehen. Die Geschäftsführungen verringern Personal, kürzen Budgets und erwarten für die Zukunft dennoch die gleiche Menge an journalistischen Produkten in der selben Qualität wie bisher. Oder die Sparvorgaben in den Redaktionen werden durch den Einsatz von Leiharbeitern erfüllt. Oder von geringer bezahlten Mitarbeitern in ausgelagerten Unternehmen.

Diese Debatte ist längst keine akademische Auseinandersetzung mehr über wünschenswerte Verhältnisse. Journalisten selber beschreiben vielmehr Outsourcing neben schlechter Ausbildung als größte Gefahr für unseren Berufsstand.

Montag, März 03, 2008

Print liebt Video

Auf immer mehr Online-Portalen von Tageszeitungen sind Videos feste Bestandteile der Berichterstattung. Print liebt Video - das steht auch in der Medienspiegel-Umfrage "Onlinejournalismus 2008" des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zu lesen: Fast sechs von zehn Onlineablegern deutscher Tageszeitungen bieten Filme mit lokalen und regionalen Nachrichten. Nicht viel weniger, nämlich 55,6 Prozent, stellen Filme mit überregionalen Nachrichten zum Abruf bereit.

Die Spezialisten fürs gedruckte Wort entdecken die bewegten Bilder. "Der Westen", das noch recht junge Portal der WAZ Mediengruppe, setzt sogar Maßstäbe. In der Reportage "Die verlorenen Straßen von Bruckhausen" sind Text und Video die maßgeblichen Medien der Berichterstattung. Dabei wird die Geschichte vom Abriss ganzer Straßenzüge im Norden von Duisburg nicht in einer Printversion erzählt, die von einem redundanten Videobericht des selben Inhalt flankiert wird. Vielmehr ergänzen einander Text und Video - ein schönes Beispiel für Multimedia Reporting.

Noch fehlt die Möglichkeit, die Reportage nonlinear zu konsumieren - die umfangreiche Arbeit muss in einem Stück, von vorne nach hinten gelesen werden; noch fehlen abgesehen von einer Landkarte und dem Diskussionsforum interaktive Elemente bzw. Web-2.0-Angebote. Aber die Reportage ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Video und Text ergänzen können, dass journalistische Konvergenz nicht ein Nebeneinander der einzelnen Medien, sondern ein Miteinander ist, in dem die Stärken der jeweiligen medialen Darstellungsform genutzt werden.

Noch sind diese Beispiele auf deutschsprachigen Online-Portalen selten. Wohl auch deshalb, weil ihre Produktion aufwändig ist, Ressourcen verlangt, die im von Aktualität getriebenen Alltag der Onlineredaktionen nicht unterzubringen sind.

Noch ist das Nebeneinander von Text und Print die Regel. Wie im neu gestalteten Portal der Münchner "Abendzeitung", wo neben Artikeln mit Texten und Fotos "Abendzeitung.tv" mit solide gemachten, klassischen Fernsehbeiträgen abzurufen ist.

Freitag, Februar 22, 2008

Fragwürdiger Zugang zum Qualitätsbegriff

Ein neuer Mitbewerber, auch ein journalistischer, belebt das Geschäft. Vor allem, wenn er sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von drei Jahren Online-Marktführer in Salzburg zu werden. Die Rede ist von salzburg24, das die Teleport Consulting und Systemmanagement GesmbH seit 23.11.2007 betreibt, ein Tochterunternehmen des Vorarlberger Medienhauses von Eugen A. Russ.

Mit einem "Mix aus regionaler Live-Berichterstattung, nationalen und internationalen News, Sport, Kultur, Society, einer Community-Plattform für die Salzburger, Chats, Weblogs, Kleinanzeigen sowie Freizeit- und Lokaltipps" soll das ambitionierte wirtschaftliche Ziel erreicht werden, heißt es in einer Meldung der Austria Presse Agentur vom 3.10.2007. Welche Ansprüche die Macher von salzburg24 an die journalistische Qualität ihrer Arbeit stellen, lässt ein Zitat der Geschäftsführung in dieser Meldung bereits erkennen: "Eine 'Tiefenberichterstattung' wie bei orf.at oder salzburg.com sei nicht geplant, 'wir werden die Plattform etwas boulevardesker betreiben'".

Diese Eigendefinition war noch recht diffus, ließ einiges an Interpretationsspielraum, was der kritische, an Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Berichterstattung interessierte User auf salzburg24 erwarten darf.
Weitaus klarer positioniert sich Wochen später Redaktionsleiter Stefan Tschandl in einem Bericht der Branchenzeitschrift "Der österreichisches Journalist" zur Jahreswende 2007/2008. Dort lässt sich Tschandl im Hinblick auf die journalistischen Qualitätsansprüche von salzburg24 so zitieren: "[...] die News laufen deutlich als solche erkennbar in der MIttelspalte. Was macht den Unterschied, ob der Inhalt von einem top ausgebildeten Journalisten oder von der Hausfrau zuhause am Küchentisch kommt? Im Grunde genommen entscheidet nur eines: Was wird gelesen, und was nicht."

Ja, was macht den Unterschied ... für bewusste Leser vielleicht doch die Gewissheit, dass der top ausgebildete Journalist professionell selektieren, recherchieren, aufbereiten und darstellen kann; was von der durchschnittlichen Hausfrau wohl nicht erwartet werden darf.

Letzterer ist aber auch ohne journalistische Ausbildung durchaus zuzutrauen, dass sie folgende Veröffentlichung zustande bringt, die am 21. Februar 2008 auf salzburg24, in der für die News vorgesehenen Mittelspalte zu finden war:

Wie sagte Redaktionsleiter Tschandl: "Was macht den Unterschied, ob der Inhalt von einem top ausgebildeten Journalisten oder von der Hausfrau zuhause am Küchentisch kommt?" Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeier jedenfalls halten sich streng an die Vorgabe und setzen sie perfekt um!