Freitag, Februar 22, 2008

Fragwürdiger Zugang zum Qualitätsbegriff

Ein neuer Mitbewerber, auch ein journalistischer, belebt das Geschäft. Vor allem, wenn er sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von drei Jahren Online-Marktführer in Salzburg zu werden. Die Rede ist von salzburg24, das die Teleport Consulting und Systemmanagement GesmbH seit 23.11.2007 betreibt, ein Tochterunternehmen des Vorarlberger Medienhauses von Eugen A. Russ.

Mit einem "Mix aus regionaler Live-Berichterstattung, nationalen und internationalen News, Sport, Kultur, Society, einer Community-Plattform für die Salzburger, Chats, Weblogs, Kleinanzeigen sowie Freizeit- und Lokaltipps" soll das ambitionierte wirtschaftliche Ziel erreicht werden, heißt es in einer Meldung der Austria Presse Agentur vom 3.10.2007. Welche Ansprüche die Macher von salzburg24 an die journalistische Qualität ihrer Arbeit stellen, lässt ein Zitat der Geschäftsführung in dieser Meldung bereits erkennen: "Eine 'Tiefenberichterstattung' wie bei orf.at oder salzburg.com sei nicht geplant, 'wir werden die Plattform etwas boulevardesker betreiben'".

Diese Eigendefinition war noch recht diffus, ließ einiges an Interpretationsspielraum, was der kritische, an Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Berichterstattung interessierte User auf salzburg24 erwarten darf.
Weitaus klarer positioniert sich Wochen später Redaktionsleiter Stefan Tschandl in einem Bericht der Branchenzeitschrift "Der österreichisches Journalist" zur Jahreswende 2007/2008. Dort lässt sich Tschandl im Hinblick auf die journalistischen Qualitätsansprüche von salzburg24 so zitieren: "[...] die News laufen deutlich als solche erkennbar in der MIttelspalte. Was macht den Unterschied, ob der Inhalt von einem top ausgebildeten Journalisten oder von der Hausfrau zuhause am Küchentisch kommt? Im Grunde genommen entscheidet nur eines: Was wird gelesen, und was nicht."

Ja, was macht den Unterschied ... für bewusste Leser vielleicht doch die Gewissheit, dass der top ausgebildete Journalist professionell selektieren, recherchieren, aufbereiten und darstellen kann; was von der durchschnittlichen Hausfrau wohl nicht erwartet werden darf.

Letzterer ist aber auch ohne journalistische Ausbildung durchaus zuzutrauen, dass sie folgende Veröffentlichung zustande bringt, die am 21. Februar 2008 auf salzburg24, in der für die News vorgesehenen Mittelspalte zu finden war:

Wie sagte Redaktionsleiter Tschandl: "Was macht den Unterschied, ob der Inhalt von einem top ausgebildeten Journalisten oder von der Hausfrau zuhause am Küchentisch kommt?" Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeier jedenfalls halten sich streng an die Vorgabe und setzen sie perfekt um!