Sonntag, April 18, 2010

Sie kommen (vielleicht) doch noch zusammen

HbbTV - Hybrid broadcast broadband TV - so nennt sich die neue gesamteuropäische Anstrengung, um Internet und Fernsehen doch noch zusammenzubringen. Und zwar auf ein Ausgabegerät, damit der Zuseher nicht wie jetzt vom Fernseher zum Computer mit Internetanschluss wechseln muss, wenn er er zum Beispiel eine Fernsehsendung verpasst hat und sie auf dem on-demand-Portal der Rundfunkstation (TVthek des ORF, Mediathek des ZDF, etc.) ansehen will.
HbbTV will die Inhalte von Rundfunk und Internet verknüpfen. Wie das geschehen geschehen soll, wird im entsprechenden Wikipedia-Eintrag so beschrieben:
"In das Rundfunksignal [wird] eine Signalisierung eingefügt (AIT-Tabelle). Diese AIT-Tabelle wird vom Empfänger ausgelesen, und enthält in der Regel eine URL auf eine spezielle HTML-Seite, die über die Internetverbindung geladen wird. Diese HTML-Seiten werden gewöhnlich mit Hilfe der roten Farbtaste der Fernbedienung sichtbar geschaltet.

Damit lassen sich TV-Editionen der Mediatheken starten, damit Sendungen zeitversetzt vom Zuschauer abgerufen werden können. Auch für den Teletext ergeben sich mit Optionen für Abbildungen und Grafiken sichtlich bessere Darstellungen im Zeitalter des hochauflösenden Fernsehens. Die HTML-Umgebung ermöglicht dabei eine ganze Reihe von neue Funktionalitäten: Ein verkleinertes Fernsehbild kann in HTML-Seiten integriert werden und von der HTML-Seite kann direkt auf ein anderes Fernsehprogramm umgeschaltet werden. Darüber hinaus lassen sich synchron zum Fernsehprogramm Menüfunktionen und Nachrichtenticker transparent über das laufende Fernsehbild legen."

Nach Angaben auf der Website der HbbTV-Initiative unterstützen namhafte Provider wie Astra und Eutelsat, Broadcaster wie die französische Canal+-Gruppe, Netzwerkexperten wie Cisco, Erzeuger von Settop-Boxen wie Humax und Consumer Electronic wie Sony den neuen Standard. Humax bietet bereits einen Receiver an, der den Anwender laut Produktbeschreibung nicht nur durch die Fernsehprogramme, sondern auch durchs Internet surfen lässt.

HbbTV ist bereits im Dezember 2009 zur Standardisierung eingereicht und wurde auch schon bei der Internationalen Funkausstellung 2009 vorgestellt. "2010 wir das Jahr von HbbTV werden", formuliert das Hamburger Technologie-Unternehmen TEVEO, ein Mitglied der HbbTV-Initiative euphorisch.

Unbestritten ist, dass die benutzerfreundliche Verbindung von Fernsehen und Internet längst überfällig ist. Zur Vorsicht vor allzu überschwänglichen Erwartungen an HbbTV besteht allerdings Anlass, bevor nicht die Konsumenten in ausreichender großer Zahl ihre Bereitschaft bekundet haben, von der Verschränkung von Fernsehen und Internet ebenso begeistert zu sein wie die Wirtschaft. Spätestens nach der Ernüchterung bei MHP - der Standard sollte vor Jahren zu mehr Interaktivität im Fernsehen beitragen, konnte sich aber nicht durchsetzen - ist diese Vorsicht angebracht.