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Donnerstag, November 20, 2008

beherzter Versuch "interaktives Fernsehen"

Die Inhalte lassen sich nur zu fix vorgegebenen Zeiten konsumieren; der unablässige Strom von bewegten Bildern und Tönen verdammt den Konsumenten zum passiven Zusehen. Fernsehen verliert an Beliebtheit. Immer mehr - vor allem junge - Medienkonsumenten greifen zur Alternative, zum Internet, wo Videos zu jedem beliebigen Zeitpunkt angesehen werden können. Außerdem lassen sich Internetangebote vom Nutzer steuern. Individuell. Sie sind interaktiv.

Die Idee, das gute alte Fernsehen interaktiv zu machen, ist alt. Die bisherigen Versuche waren aber nicht von besonderem Erfolg gekrönt. Die ARD macht nun einen Anlauf und bietet den Versuch "Tagesthemen Interaktiv" an. Haben frühere Versuche für interaktives Fernsehen, wie zum Beispiel die beiden Projekte der "Plattform Digitales Salzburg" (Disclaimer: Der Autor dieses Blogs ist Obmann des Vereins "Plattform Digitales Salzburg") noch den Fernsehapparat als Ausgabegerät gewählt, so sind die interaktiven Tagesthemen der ARD ausschließlich über Internet abrufbar.

"Uns ist klar, dass es auf Dauer zu wenig sein wird, lediglich Fernsehsendungen ins Netz zu stellen. Das wird den Möglichkeiten des Mediums nicht gerecht", schreibt Chefredakteur Kai Gniffke im Blog der Tagesschau. Die Nutzer sollen nun anhand der bereit gestellten Probesendung entscheiden, ob eine Darbietung wie "Tagesthemen Interaktiv" diese Möglichkeiten nutzt und akzeptiert wird.

Betonung auf Probesendung. Das Testen erfordert Geduld, die Ladezeiten sind selbst mit einer leistungsstarken Breitbandanbindung sehr lang. Abgesehen davon ist es ganz reizvoll, die Moderatorin, den Ablauf der Sendung mit einem Mausklick zu unterbrechen, um Video-Beiträge abzurufen, die den Hintergrund des gerade behandelten Themas beleuchten oder den Nutzer übre die Vorgeschichte aufklären. Das Fernsehen wird auf Wunsch des Nutzers non linear - für IPTV (Sendungen werden über Datenleitungen und Internetprotokoll auf den Bildschirm dargestellt) könnte das funktionieren - wenn es gelingt, das traditionelle passive Nutzungsverhalten der Konsumenen vor dem Fernsehgerät zu ändern.

Für das Internet mit dem Ausgabegerät Monitor scheint mir das Konzept von "Tagesthemen Intraktiv" zu kurz gegriffen. Anders als das Fernsehen kann das Internet mit allen zur Verfügung stehenden Medien umgehen - auch mit Text und Fotos, mit Audio (ohne Bild ;-)) und Grafiken. Jedes dieser Medien hat seine ganz eigenen Stärken - Text zum Beispiel eignet sich viel besser zur Berichterstattung, die in die Tiefe geht, zur Darstellung abstrakter Sachverhalte als Fernsehen.

Fernsehen wird den Möglichkeiten des Internet nur dann gerecht, wenn es auch die Grenzen seiner traditionellen Darstellungsmöglichkeiten durchbricht und die Darstellungsformen der anderen klassischen Möglichkeiten (Print, Hörfunk) integriert. Das Stichwort lautet: konvergenter Journalismus.

Dennoch, der Versuch von Innovtionsabteilung und Tagesthemen der ARD, neue Möglichkeiten für das Fernsehen im Internet zu suchen, ist beherzt und notwendig. Die meisten anderen Fernsehstationen belassen es dabei, das Internet zur Lagerstätte - positiv formuliert: zum Archiv - bereits gespielter Fernsehsendungen zu degradieren.

Montag, März 03, 2008

Print liebt Video

Auf immer mehr Online-Portalen von Tageszeitungen sind Videos feste Bestandteile der Berichterstattung. Print liebt Video - das steht auch in der Medienspiegel-Umfrage "Onlinejournalismus 2008" des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zu lesen: Fast sechs von zehn Onlineablegern deutscher Tageszeitungen bieten Filme mit lokalen und regionalen Nachrichten. Nicht viel weniger, nämlich 55,6 Prozent, stellen Filme mit überregionalen Nachrichten zum Abruf bereit.

Die Spezialisten fürs gedruckte Wort entdecken die bewegten Bilder. "Der Westen", das noch recht junge Portal der WAZ Mediengruppe, setzt sogar Maßstäbe. In der Reportage "Die verlorenen Straßen von Bruckhausen" sind Text und Video die maßgeblichen Medien der Berichterstattung. Dabei wird die Geschichte vom Abriss ganzer Straßenzüge im Norden von Duisburg nicht in einer Printversion erzählt, die von einem redundanten Videobericht des selben Inhalt flankiert wird. Vielmehr ergänzen einander Text und Video - ein schönes Beispiel für Multimedia Reporting.

Noch fehlt die Möglichkeit, die Reportage nonlinear zu konsumieren - die umfangreiche Arbeit muss in einem Stück, von vorne nach hinten gelesen werden; noch fehlen abgesehen von einer Landkarte und dem Diskussionsforum interaktive Elemente bzw. Web-2.0-Angebote. Aber die Reportage ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Video und Text ergänzen können, dass journalistische Konvergenz nicht ein Nebeneinander der einzelnen Medien, sondern ein Miteinander ist, in dem die Stärken der jeweiligen medialen Darstellungsform genutzt werden.

Noch sind diese Beispiele auf deutschsprachigen Online-Portalen selten. Wohl auch deshalb, weil ihre Produktion aufwändig ist, Ressourcen verlangt, die im von Aktualität getriebenen Alltag der Onlineredaktionen nicht unterzubringen sind.

Noch ist das Nebeneinander von Text und Print die Regel. Wie im neu gestalteten Portal der Münchner "Abendzeitung", wo neben Artikeln mit Texten und Fotos "Abendzeitung.tv" mit solide gemachten, klassischen Fernsehbeiträgen abzurufen ist.