Mittwoch, Dezember 30, 2009

gefunden & notiert am 30.12.2009

Die Multimedia-Illustrierte INFOSAT berichtet über die Marktanteile 2009 von Deutschlands Fernsehsendern (im Vergleich zu 2008). Grundlage dafür sind die Zahlen der GfK-Fernsehforschung in Nürnberg bei den Gesamtzuschauern ab drei Jahren:

1. ARD................ 12,7 % (- 0,7 %)
2. RTL................ 12,5 % (+ 0,7 %)
....ZDF................ 12,5 % (- 0,6 %)
4. Sat 1............... 10,4 % (+ 0,1 %)
5. Pro Sieben........ 6,6 % (0,0 %)
6. VOX.................. 5,4 % (0,0 %)
7. Kabel eins......... 3,9 % (+ 0,3 %)
....RTL 2................ 3,9 % (+ 0,1 %)
9. Super RTL.......... 2,5 % (+ 0,1 %)

[Link]

Dienstag, Dezember 29, 2009

gefunden & notiert am 29.12.2009

In der Neuen Zürcher Zeitung schreiben Werner A. Meier und Pascal Zwicky, Mitarbeiter am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich, dass nicht die Medien sondern der Journalismus finanziell gefördert werden sollte. Denn der Journalismus als soziale Institution moderner Gesellschaften steht zurzeit unter besonderem Druck. [Link]

„Der Streit um die angekündigte "Tagesschau"-App für das iPhone hat einen neuen Höhepunkt erreicht: "Bild" macht das Thema sogar zum Aufmacher. Kampagnen-
Journalismus vom Feinsten“, schreibt das Medienmagazin DWDL.de. [Link]

„Auch wenn man es nicht mehr hören kann: Wenn es ein Wort des Jahres gäbe, das am besten die Situation der Medienbranche im Jahr 2009 zusammenfasst, dann wäre es eindeutig: Krise, Krise, Krise ..." So beginnt Michael Meyer seinen Rückblick auf das Medienjahr 2009 im Deutschlandradio.
[Link]

Der Standard berichtet, dass die Tageszeitung "Österreich" die Ausgabe von Sonntag, dem 27. Dezember, bereits vor Weihnachten vollständig vorproduziert habe. Bemerkenswert sind die Forumseinträge zu dieser Nachricht. [Link]



Sonntag, Dezember 27, 2009

Warum darf die Tagesschau nicht aufs iPhone?

n Streit stört den Weihnachtsfrieden in der deutschen Medienszene: "Ein gebührenfinanziertes Gratisprogramm der ARD-Tagesschau für das iPhone schadet nach Ansicht des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) der Medienbranche in ihrer Umbruchphase", schreibt Spiegel Online: "Die ARD plant, ihre Online-Inhalte im neuen Jahr in einem kostenlosen Dienst für das Apple-Mobiltelefon und andere Smartphones zur Verfügung zu stellen."

Die Befürchtungen der Zeitungsherausgeber

Die Zeitungsherausgeber befürchten, dass kostenlose Angebote von öffentlich-rechtlichen Fernsehstationen, wie die ARD-Tagesschau, den Erfolg der kostenpflichtigen Nachrichtenangebote von Zeitungen bedrohen könnten. "Wenn sich bezahlte Applikationen auf mobilen Geräten nicht durchsetzen, wird dies Tausende Arbeitsplätze in der Verlagsbranche kosten", sagte etwa der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, dem Magazin "Focus". Zwei Zeitungen aus dem Springer-Verlag bieten seit Dezember 2009 kostenplichtige Apps für das iPhone an. Der mobile Dienst kostet bei "Bild" zum Einstiegspreis 79 Cent pro Monat.

Tatsächlich ein Bedrohungsszenario?

Der ARD ergeht es wie den meisten öffentlich-rechtlichen Sendern, wie auch dem ORF: sie verliert Zuseher. Der Marktanteil der "Tagesschau" im Ersten hat sich zwischen 2005 und 2008 von 20,6 % auf 19,0 % verringert. Fernseh-Zuseher wandern ins Internet ab, genauso wie Zeitungsleser ins Internet abwandern.

Da ist es doch nur folgerichtig, wenn die ARD versucht ihren Rezipienten ins (mobile) Internet zu folgen. Zumal sich die Nachrichtenleute des öffentlich-rechtlichen Senders im Internet schon eine respektable Reputation aufgebaut haben. Und wenn - zumindest für den juristischen Laien - kein Widerspruch zu den restriktiven Bestimmungen des Paragraphen 11d des Rundfunkstaatsvertrags zu erkennen ist.

Legitimationskrise durch Internetabstinenz

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hat - ob zu Recht oder zu Unrecht sei in diesem Zusammenhang dahin gestellt - in der Diskussion um die letztlich erfolgreiche Absetzung von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender mit Quotenverlusten bei den Nachrichtensendungen des Öffentlich-Rechtlichen argumentiert. Der Legitimationskrise - alle zahlen Rundfunkgebühren, immer weniger sehen die Programme - wollen die öffentlich-rechtlichen Sender mit Nachrichtenangeboten dort entkommen, wo die potenziellen Rezipienten sind. Sie handeln sich dafür den Vorwurf ein, das Bedrohungsszenario für den Printbereich zu sein.

Keine Tagesschau auf dem iPhone - höhere Zahlungsbereitschaft?

Springer-Chef Döpfner sowie andere Kritiker aus der Medienbranche und der Medienpolitik am ARD-Plan, die Tagesschau als iPhone-Applikation anzubieten, haben offenichtlich kein Vertrauen; weder in die Qualität der eigenen Produkte noch in die Bereitschaft der Online-User für entsprechende Inhalte zu bezahlen. Unverständlich bleibt Herr Döpfners Zuversicht, dass Online-User mehr Bereitschaft zeigen sollen, für das App von "Bild" zu bezahlen, wenn die "Tagesschau"auf dem iPhone verhindert wird. Der sparsame Nachrichtenkonsument wird sich dann wohl - auf dem iPhone wie auf den Mobiltelefonen anderer Hersteller - mit den kostenlosen, fürs mobile Internet optimierten Nachrichtenangeboten bescheiden, wie sie "Bild" und viele andere Printprodukte schon jetzt anbieten.

Oder werden diese kostenlosen Angebote der Zeitungen mit den kostenlosen iPhone-Apps dann abgeschafft, damit sie den Herausgebern nicht ebenso Konkurrenz machen wie das geplante iPhone-App der Tagesschau ?

Politik und Medien haben das Internet verschlafen

Hinter all dem Gezeter um das Vorhaben der ARD steckt die trügerische und durch nichts begründete Hoffnung, dass kostenpflichtiger redkationeller Inhalt nach X gescheiterten Versuchen 2010 doch noch ein tragfähiges Geschäftsmodell werden könnte. Angesichts der Diagnose des wiener Kommunikationswissenschafters Hannes Haas, dass Medienpolitik und -branche das Internet verschlafen haben, wirkt das Geschrei der deutschen Printmanager gegen den ARD-Plan wie ein Manöver, dass von der eigenen Unfähigkeit ablenken soll, tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Kostenpflichtige Inhalte sind alter Wein in neuen Schläuchen. Die potenziellen Zahler, die iPhone-Besitzer, werden den Wein wohl als alt erkennen und ihn nicht bestellen.

Das bedrohliche Kleben an überkommenen Strategien

Hätten die Pferde-Fuhrleute zu Beginn des 20. Jahrhunderts so argumentiert wie die Medienmanager heute, dann hätten die Fuhrleute von der Politik wohl ein Fahrverbot für das neue Fortbewegungsmittel Auto auf Überlandstrecken und überhaupt eine generelle Geschwindgkeitsbeschränkung auf 10 Kilometern pro Stunde verlangt, nur damit die Pferdefuhrwerke konkurrenzfähig mit dem Benzin betriebenen Automobil bleiben. Sie hätten stur an den Jahrhunderte lang überlieferten Geschäftsmodellen der Pferdefuhrwerk-Branche festgehalten. Nach wie vor Hafer statt Benzin, Hufschmied statt Automechaniker.

Die Manager der "alten" Massenmedien sollten sich Statistiken über die Entwicklung der Zahl von Pferdefuhrwerken und der Zahl von Lastwagen seit Erfindung des Automobils ansehen.

Warum ich mich in diesem Blog so ausführlich mit der Diskussion über das Tagesschau-iPhone-App auseinandersetze.

Der Onlinedirektor des österreichischen öffentlich-rechtlichen ORF hat noch vor Weihnachten angekündigt, dass er für 2010 eine Applikation plane, die "Zeit im Bild", das österreichische Pendant zur "Tagesschau", aufs iPhone zu bringen. Die Reaktion des "Verbandes Österreichischer Zeitungen" (VÖZ) steht noch aus.

Nachtrag am 29.12.: Die Debatte über das kostenlose "Tagesschau"-App fürs iPhone spitzt sich zu: Die Bildzeitung, Speerspitze im Kampf gegen das Vorhaben der ARD, macht das Thema zum Aufmacher im Blatt.

Nachtrag am 31.12.: Zwei lesenswerte Blogposts (samt Kommentare) zum Thema von Richard Gutjahr und Ulrike Langer.

Montag, Dezember 07, 2009

Online mehr Information als im Fernsehen

ZAPP, das Medienmagazin des NDR, hat mit seinem kritischen Blick auf die deutsche Medienlandschaft Vorbildcharakter und ist einzigartig in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft. Nun ist ZAPP auch Vorreiter bei der längst überfälligen Öffnung des klassischen Fernsehens in Richtung Zusatznutzen für den Zuschauer.

Umfassend erweiterte On-Demand-Version

Was in der originalen, also in der Fernsehversion des Magazins, nicht möglich ist, bieten die Macher von ZAPP in der Video-on-Demand-Version. Wenn etwa Bodo Hombach, der Geschäftsführer der "WAZ Mediengruppe" im Beitrag "Verlage in der Krise" in der ZAPP-Ausgabe vom 6. Dezember 2009 sein Statement zu den Personaleinsparungen in den Redaktionen abgibt, erscheint im rechten oberen Bilddrittel ein stilisierter Filmstreifen, als Icon für "Achtung, hier gibt es auf Mausklick Zusatzinformation". So können Interessierte statt der wenigen Sekunden Originalton ein 23-Minuten-Interview mit Bodo Hombach sehen.













Links auf Videos und Websites


Insgesamt 14 Links innerhalb des zehn Minuten langen Beitrags bieten zusätzliche Information, in Form von Interviews der OT-Geber in Langform, anderen Fernsehbeiträgen zum Thema oder als Links auf relevante Websites im Internet.

Das Prinzip der unterschiedlichen Informationstiefe wird konsequent durchgezogen - ohne den Zuseher zwangszubeglücken: Wer will, kann die Zusatzinfos aufrufen; wer will, kann den Beitrag ohne Zusatzinfos wie im klassischen Fernsehen ansehen - und am Ende über einen Klick auf ein Symbol im Mediaplayer die Zusatzinfos gesammelt aufrufen.

Mehr als ein Prestigeprojekt?

Dieses Angebot scheint mir ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung zu sein, um das Beste aus den Welten von Fernsehen und Internet zu verbinden: die hohe Qualität der Berichterstattung beibehalten und gleichzeitig individuell nutzbare Zusatzinformation anbieten.

Bleiben zwei Fragen: Bewegt sich der Aufwand für das Auffetten des klassischen Fernsehbeitrags um interaktiv nutzbare Zusatzinfos in einem Rahmen, dass solche Beiträge nicht nur fürs Image des Senders, sondern im tagtäglichen Betrieb produziert werden können? Und: Wann wird es endlich die passenden konvergenten Fernsehgeräte geben, damit der User nicht wieder an den Computer wechseln muss, um solche Beiträge nutzen zu können?

Sonntag, November 15, 2009

Anspruch und Wirklichkeit

In diesem Herbst wird viel nachgedacht über und viel gefordert für den Qualitätsjournalismus. Im Herbst haben die Medienmanager, Medienfachleute und Medienvordenker offensichtlich Zeit, um sich mit dem auseinander zusetzen, was gerne unter Medienkrise subsumiert wird: Rückgang bei den Werbeeinnahmen, Abwanderung der Rezipienten von den alten Medien, Verfall der Qualität in den journalistischen Produkten ...

Der Anspruch der Idealisten ...

So folgten 7000 der euphemistischen Abkürzung MUT (Medien und Transformation) zu den Münchner Medientage. Vor allem den Printmedien empfahlen die Fachleute, sie mögen sich doch auf die zentralen Elemente des Qualitätsjournalismus besinnen, auf gründliche Recherche, Analyse und Hintergrundberichterstattung. Am selben Tag berichtete newsroom.de, dass viele Verlage mit weiteren Sparmaßnahmen auf die Medienkrise reagieren werden - nach einer Studie wolle die Hälfte der befragten Medienhäuser Redaktionen zusammenlegen.

Weniger Redakteure erledigen gleich viel Arbeit wie bisher - diese Tatsache steht im krassen Widerspruch zu der Forderung bei den Medientagen, die Redaktionen mögen sich auf die Elemente des Qualitätsjournalismus besinnen: gründliche Recherche, Analyse und Hintergrundberichterstattung. Der Anspruch der Medientheoretiker und mancher Journalisten und Wirklichkeit der Medienmanager klaffen weit auseinander.

... und die Wirklichkeit der Medienmanager

Das gilt nicht minder für die Ausführungen beim Herbstforum der "Initiative Qualität im Journalismus". "Journalisten müssten selektieren, erklären und profiliert deuten", werden beim IQ-Herbstforum die Eckpfeiler des Qualitätsjournalismus formuliert. Und wieder schlägt sich der Anspruch mit der Wirklichkeit. Drei Wochen später, beim "Monaco Media Forum", nämlich argumentiert Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Konzerns, in einer Diskussion mit Arianna Huffington: "Die Journalisten machen ihren Job nicht gut genug."

Döpfner lieferte auch gleich die Erklärung mit, was aus seiner Sicht guter Journalismus ist: Es gebe nicht viel, was die Leute wirklich interessiere, sagte er: "Im wesentlichen sind das Sex und Crime". Diese Geschichten müssen laut Döpfner gut erzählt und konsumentenfreundlich aufbereitet mit einfachen Bezahlsystemen zur Verfügung gestellt werden. Dann funktioniert seiner Meinung auch Paid Content.

Von den Ansprüchen der Verfechter des Qualitätsjournalismus als Ausweg aus der Medienkrise sind diese Aussage weit entfernt. Wenn es nach den Aussagen bei den Medientagen in München geht, stellt uns diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit vor ein gesellschaftspolitisches Dilemma. Dort wurde nämlich einmal mehr festgestellt, dass sich nur durch Qualitätsjournalismus dauerhaft eine Öffentlichkeit herstellen lasse, die eine unverzichtbare Basis für die Demokratie und den Zusammenhalt in einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft darstelle.

Die mediale Wirklichkeit sind aber noch allzu oft Beiträge im Sinne Döpfners inhaltlichem Bekenntnis. Wie dieser, der bei RTL-"Explosiv" über die Wahl der "Miss Obdachlos" in Brüssel ausgestrahlt wurde.

Donnerstag, Oktober 15, 2009

Die Zukunft der Nachrichten

In einer Publikation über die Zukunft der Nachrichten geht die weltweit agierende Public-Relations-Agentur Porter Novelli der Frage nach, was wohl aus dem Journalismus werden wird, wenn im Internet jeder die Möglichkeit hat zu publizieren.

Zumal die Erlöse aus dem werbe-basierten Geschäftsmodell (Werbung finanziert redaktionelle Arbeit und Vertrieb) von Jahr zu Jahr schrumpfen. In den Vereinigten Staaten ganz besonders, aber auch die Medienwelt in Europa bleibt nicht verschont von dieser Entwicklung, dass nämlich die Werber im Internet die redaktionellen Inhalte nicht mehr benötigen, um ihre Botschaft an die potenziellen Kunden zu bringen.

Gleichzeitig bekommen die Internetuser die Nachrichten kostenlos und die überwältigende Mehrheit von ihnen denkt nicht daran, für diese Informationen zu bezahlen. Porter Novelli versucht auf 36 Seiten die Zukunft des Nachrichtengeschäfts und den neuen Typ des Journalisten zu skizzieren:
"They may be individuals, groups of individuals or organizations. They won't have the legacy costs of printing presses, pension schemes, big buildings to maintain and shareholders to satisfy. They will have the expertise and the credibility to source news stories directly and/or verify contributed sources. They will have the authority to contract their services to traditional news organizations, to corporations and other organizations, or to market them direcdy. And they will have the skills and the savvy to attract the attention of people that matter to them, whether
it's niche audiences or the mass market."

Sonntag, Oktober 11, 2009

Multimediale Chronologie der Krise

Die Nachrichtenagentur Reuters bietet auf Ihrer Website unter dem Titel "Times of Crisis" ein beeindruckendes, multimediales Web-Dossier zur globalen Wirtschaftskrise an.

Seit am 15. September 2008 die Investmentbank "Lehmann Brothers" Konkurs angemeldet hat, haben Firmenpleiten, Kursstürze an den Börsen, Arbeitslosigkeit, staatliche Hilfen, und vieles mehr die Berichterstattung geprägt. In einem solchen Ausmaß, dass selbst Interessierte den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Wann geschah was im zeitlichen Ablauf dieses weltweiten Wirtschaftsabschwungs?

"Times of Crisis" hilft die Übersicht zu behalten. Agenturmeldungen, Texte, Fotos und Videos sind chronologisch angeordnet. Die umfangreichen Web-Applikation lässt sich über einen Kalender und Filter (Geld, Hilfsmaßnahmen, Arbeit, ...) navigieren.

Reuters ist mit "Times of Crisis"ein gutes Anwendungsbeispiel gelungen, wie die ureigenen Möglichkeiten online zu berichten (non linear, multimedia, interaktiv) helfen, eine der wesentlichen Aufgaben im Journalismus zu erfüllen: Daten und Fakten nicht nur aktuell berichten, sondern Daten und Fakten für den User aufbereiten und Zusammenhänge herstellen.

Samstag, August 29, 2009

Podcasts auf dem Handy vorgespielt

Der Audio-Dienstleister Yasssu (ja, die drei "s" sind richtig) bietet zwar keine neuen, originären journalistischen Inhalte, aber er leistet einen recht pfiffigen Beitrag zur Anstrengung, Inhalte in möglichst vielen Vertriebskanälen an den Medienkonsumenten zu bringen: Der Anwender kann sich Podcasts mit Nachrichten aus vielfältigen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Technologie oder Sport individuell zusammenstellen und auf dem Mobiltelefon abhören.

Der Infojunkie wird die Möglichkeit zu schätzen wissen: in einer Pause zwischen zwei - sagen wir - Besprechungen kann er sich mit den Informationen seiner Wahl auf dem Laufenden halten. Das zuvor ausgewählte Portfolio lässt sich über die Handytasten umfassend steuern.

Angebote von A wie Al Jazeera (Zehn Podcasts) oder ARD (208 Podcasts) über ORF (79 Podcasts) bis ZDF (21 Podcasts) stehen allein im News-Sortiment zur Auswahl. Viele davon sind Video-Podcasts. Werden sie ausgewählt und über Telefon abgerufen, dann ist natürlich nur der Beitragstext zu hören. Über "Yasssu mobil" (oder auf dem PC) lässt sich über einen Internetzugang auch die optische Komponente der Videopodcasts konsumieren.

Die Betreiber von yasssu.com wollen mit ihrem Service auch Geld verdienen. Daher lassen sich in der kostenlosen Version des Dienstes nur drei unterschiedliche Podcasts ins eigene Portfolio laden. Diese und andere einschränkungen fallen mit "Yasssu premium", das mit 3,90 Euro pro Monat zu buche schlägt.

Mittwoch, August 05, 2009

Zukunft des Journalismus

Die Medien steckten nicht in einer kurzfristigen Wirtschafts-, sondern in einer weltweiten Strukturkrise. Davon berichtet der freie Journalist Richard Gutjahr den Zuhörern in seinem Vortrag über die Zukunft des Journalismus im Social Media Club München.

Ausgehend vom Zeitungssterben in den USA fasst Gutjahr die inzwischen vielfach publizierten Gründe für die Medienkrise zusammen und stellt fest: "Das Geschäftsmodell der Zeitungen, aber auch das der elektronischen Medien, einer reinen Refinanzierung durch Spots und Anzeigen, hat sich überlebt." Gutjahrs Fazit aus eigener Erfahrung:
  1. Die klassischen Medien müssen wieder lernen, zu kommunizieren. Ausgerechnet die Kommunikations-unternehmen scheinen mit der Kommunikation die meisten Schwierigkeiten zu haben. Mit Kommunikation meine ich zwei Dinge: die Ansprache (und zwar dort, wo die Menschen sind - also auch, und immer mehr im Netz) aber eben auch das Zuhören. GfK-Einschaltquoten und Hörfunkanalyse schön und gut, wir müssen den direkten Draht zu unserem Publikum herstellen, in einen ernst gemeinten, unmittelbaren Dialog mit ihm treten - und das auf Augenhöhe. Hierzu müssen wir gar nichts neu erfinden: ein Anfang wären simple Talkback- und Bewertungsmöglichkeiten für unsere Programme oder Sendungen; das Internet mit seinen Social-Media-Funktionen bietet alles, was wir dazu benötigen.
  2. Um das zu erreichen, dürfen wir keine Angst davor haben, loszulassen. Sender- und Verlage sollten lernen, ein Stück Kontrolle über ihre Marke abzugeben. Den Zugang zu Quellen und Ressourcen zu teilen; mit den eigenen Mitarbeitern, aber auch mit den Nutzern. Nur wer das Gefühl hat, an einem Produkt partizipieren zu können, wird bereit sein, es in sein Lebens-Werteportfolio zu integrieren - es weiterzuempfehlen bzw. es unter Umständen anderen gegenüber sogar zu verteidigen.
  3. Um das zu erreichen, dürfen wir keine Angst davor haben, loszulassen. Sender- und Verlage sollten lernen, ein Stück Kontrolle über ihre Marke abzugeben. Den Zugang zu Quellen und Ressourcen zu teilen; mit den eigenen Mitarbeitern, aber auch mit den Nutzern. Nur wer das Gefühl hat, an einem Produkt partizipieren zu können, wird bereit sein, es in sein Lebens-Werteportfolio zu integrieren - es weiterzuempfehlen bzw. es unter Umständen anderen gegenüber sogar zu verteidigen.
Zur gekürzten Textfassung des Vortrags.

Videomitschnitt des Vortrags.

Mittwoch, Juli 29, 2009

Qualitätsjournalismus?

Auch in diesem Blog ist viel die Rede von Qualitätsjournalismus. Der Realitätscheck ernüchtert - dem Fallbeispiel von Stefan Niggemeier ist nichts hinzuzufügen.

Sonntag, Juli 12, 2009

Mehr Meinung, weniger Information

Die radikalen Änderungen in der Medienwelt machen es für die bestehenden Medien überlebensnotwendig, dass sie ein neues Rollenverständnis entwickeln. Diese Notwendigkeit lässt sich auch von den größten Optimisten unter den Medienunternehmern mit Blick auf die wirtschaftliche Bilanz der ersten fünf Monate 2009 in Deutschland nicht mehr leugnen: 12 Prozent weniger Werbung und auch die Auflage sinkt weiter.

Einen Beitrag zu diesem neuen, längst überfälligen Rollenverständnis liefert der Trendforscher Peter Wippermann in einem Interview mit dem Internet-Mediendienst turi2.
Wippermann gibt sich überzeugt,
"dass die menschliche Qualität Dinge zu beurteilen eigentlich die Hauptursache sein wird, dass Leute Printprodukte kaufen."
Will sagen: In Zukunft werden Tageszeitungen in erster Linie nicht mehr die reinen Daten und Fakten zu einem Ereignis drucken, sondern seine Bewertung im gesellschaftspolitischen Kontext.
Diese Annahme ist durchaus nachvollziehbar: In der Disziplin "breaking news" - wer bringt aktuelle Informationen am schnellsten unter die Rezipienten - ist die Tageszeitung im Vergleich zum Internet, aber auch zu Radio und Fernsehen, produktionsbedingt im Hintertreffen.
Orientierung geben lautet die Aufgabe. Zusammenhänge aufzeigen, kommentieren - erst das gibt den Lesern die Chance, die Bedeutung eines Ereignisses für sich selber zu begreifen.

Das Streben nach höchsten Auflagen gehöre der Vergangenheit an, ergänzt Wippermann, aber:
"Ich bin ziemlich sicher, dass wir in Zukunft Qualität verkaufen werden. Die Auflagen werden kleiner sein müssen, aber dafür wertiger und viel dichter an den Zielgruppen, viel dichter an jenen, für die diese Inhalte noch Werte darstellen."
Das ganze Interview mit Peter Wippermann ist hier zu sehen.

Samstag, Juni 20, 2009

Zehn Strategien für den Journalismus 2.0

Egal, ob man den Zusatz "2.0" als Hinweis auf Veränderung nun passend findet oder nicht - Vorschläge, welche Anforderungen an den Journalismus innerhalb der veränderten Rahmenbedingungen der neuen Medienwelt gestellt werden, sind wichtig. Beim Global Media Forum der Deutschen Welle hat die Journalistin Ulrike Langer "10 Strategien für den Journalismus 2.0" präsentiert und diese ausführlich mit Argumenten untermauert. Das sind die Schlagzeilen zu den Strategien:
  1. Diskussion ermöglichen
  2. In der Link-Ökonomie müssen journalistische Plattformen öffentlicher Gesprächsstoff sein
  3. Journalismus muss dort sein, wo die Nutzer sind
  4. Journalistische Plattformen sollten multimediale Erzählformen und die Kreativität der Nutzer fördern
  5. Tue, was Du am besten kannst, und verlinke zum Rest
  6. Multimedial denken
  7. Die Weisheit der Masse nutzen
  8. Hyperlokal denken
  9. Spenden finanzierten Journalismus ermöglichen
  10. Neue Technologien umarmen
Martin Blumenau von FM4 hat die Strategien mit Anmerkungen versehen.

Mittwoch, März 18, 2009

Situation der Medien in den USA - dramatisch

Das "Pew Research Center's Project for Excellence in Journalism" hat die 6. Ausgabe seines Berichts über die "Gesundheit und den Zustand des amerikanischen Journalismus" veröffentlicht. Eindeutig, dramatisch, lesenswert.

Sonntag, März 08, 2009

Fernsehen und Internet - die zweite


Eine neue Generation von Fernsehgeräten, die über einen Breitbandanschluss mit dem Internet verbunden sind - Philips Net TV (Bild links) oder Panasonic Viera Cast - könnten eine alte Idee aufleben lassen. Nämlich dem Fernsehen im Internet-Zeitalter eine Rolle im Medienmix zukommen zu lassen, die über die des Abspielgeräts für lineare, zeitabhängige Medienprodukte hinausgeht.

Die Kombination von Broadcast- und IP-Technologie im Fernsehgerät, könnte der guten, alten "Flimmerkiste" einen neuen Schub an Attraktivität verleihen. So könnte die Röhre, die heutzutage ja schon sehr oft eine LCD-Matrix ist, auch bei jungen Medienkonsumenten wieder begehrter werden.

Das Nebeneinander von (zur Zeit noch ausgewählten) Webseiten und TV-Kanälen auf diesen Fernsehgeräten der neuen Generation kann nur der Beginn sein. Denn konvergente Technik wird erst durch kluge Crossmedia-Inhalte nützlich für den Konsumenten. Die nur technische Variante - zwei Geräte in einem - lässt Chancen, vor allem für den Journalismus, ungenützt.

Warum nicht ... ein Beispiel:

Weil Sendezeit knapp ist, sind viele Nachrichten in einer Fernsehsendung kurz und bündig. Für manchen Zuseher sind sie zu kurz. Für denjenigen nämlich, der, anders als der Chef vom Dienst der Fernsehsendung, das Thema für wichtig und interessant hält, das in einem Meldungsfilm, in einer NiF, in gerade einmal 40 Sekunden abgehandelt wird. Aber auch nach ein zwei-Minuten-Bericht bleiben für Zuseher, die sich für ein Thema interessieren, noch Fragen offen, besteht weiterer Infomationsbedarf.

Dieser individuelle Anspruch an die Fernsehsendung könnte erfüllt werden, wenn während des Sendens dieses Kurzbeitrages und einige Sekunden danach auf den dafür geeigneten TV-Geräten ein Hinweis auftauchte, der beim Druck auf den roten Knopf der Fernbedienung zusätzliche Informationen zur Sache verspricht.
Der interessierte Fernsehzuschauer drückt den roten Knopf und wird, ohne dass es für ihn eines Mehraufwandes bedürfte, zum Internetuser. Er befindet sich nun in jenem Bereich auf der Website der Fernsehsendung, in dem das Thema, für das in der Fernsehsendung nur 40 Sekunden Platz war, ausführlich behandelt wird. Mit allen denkbaren medialen Möglichkeiten: Text, Foto, Audio, Video, Verlinkungen, interaktive Angebote, Forumseinträge ... - alles, was das Thema journalistisch hergibt und was die Redaktion an Ressourcen zur Aufbereitung der Inhalte bereit stellen kann.

Der Rezipient versäumt nichts

Was der Konsument auch nicht bemerkt: Als er von der Nachrichtensendung im TV auf die Nachrichtenplattform im Web wechselte, begann der Festplattenrekorder seiner Settop-Box selbstständig, die Nachrichtensendung aufzuzeichnen. Zeitversetztes Abspielen einer Aufnahme, während die Fernsehsendung noch läuft, gehört schon heute zu den technischen Fähigkeiten jedes Festplattenrekorders.

Auf modernen Fernsehgeräten wird das Bild nicht mehr in mageren 625 Zeilen dargestellt, wie es die PAL-Norm vorschreibt, sondern in HDTV mit einer Auflösung bis zu 1920 x 1080 Bildpunkten. Daher ist auf dem Bildschirm ausreichend Platz, das laufende Fernsehprogramm in einem kleinen Fenster darzustellen, während sich der Konsument auf der Onlineplattform der Fernsehsendung bewegt. Die bestehende Bild-im-Bild-Technologie, wie sie z.B. im DVB-T-Multitext des ORF eingesetzt wird, zeigt, wie es aussieht.

Wenn der Konsument nun wieder vom Web zum Fernsehen zurückkehren will, dann hat er zwei Möglichkeiten zur Auswahl: mit einem Druck auf den - sagen wir - grünen Knopf entscheidet er sich dafür, die Nachrichtensendung an dem Punkt fortzusetzen, an dem er sie zuvor verlassen hatte. Der Druck auf den grünen Knopf startet also die Festplattenaufnahme der Nachrichtensendung und spielt sie zeitversetzt ab.

Zweite Möglichkeit: Wenn der Konsument auf den - sagen wir - roten Knopf drückt, kehrt er in das laufende Fernsehprogramm zurück.

Was es für so ein crossmediales Programmangebot braucht:
  • Eine Fernsehsendung - die haben wir.
  • Ein Nachrichtenportal im Internet - das haben wir. Aber die Onlineredaktion muss mit der Fernsehredaktion viel stärker verzahnt sein als bisher. Sie muss ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben, um die zusätzlichen Inhalte qualitativ hochwertig aufbereiten und rechtzeitig publizieren zu können. Ein Newsdesk in einem crossmedialen Redaktionsumfeld ist für die Koordination der medienübergreifenden Aktivitäten wohl unerlässlich. Wichtig für die Budgetverantwortlichen in den Fernsehstationen ist, dass für diese neue "TV-Web-Connection" kein Extra-Content generiert werden muss. Die Online-Berichterstattung, die vom Fernsehgerät aus angesteuert wird, ist über das Onlineportal auch zugänglich. Es entsteht lediglich ein neuer Vertriebskanal.
  • Die technischen Voraussetzungen, um Fernsehsendungen fit zu machen fürs Umschalten ins Netz.
Und schließlich ist es unbedingt nötig, dass Fernsehunternehmen an die Zukunft und die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit solcher Neuerungen glauben und diese ermöglichen, ja aktiv vorantreiben. Und wenn sie es nur deshalb tun, um den Stillstand zu überwinden, der die TV-Branche beim Starren auf Zuseherschwund und sinkende Werbeerlöse erfasst hat .

Freitag, Februar 27, 2009

Bedeutende Ereignisse ziehen viele Menschen an. Viele Menschen machen viele Fotos. 2008 wurden allein in Deutschland acht Millionen Digitalkameras verkauft. Dazu kommen die vielen Mobiltelefone, die mittlerweile Fotos in passabler Qualität machen können. Viele Menschen machen also viele Fotos. Und der Onlinejournalismus kann sich diesen Umstand zu Nutze machen.

Sonntag, Februar 15, 2009

Onlinejournalismus zu teuer?

Nach nur einem Jahr hat nun das Online-Nachrichtenportal Zoomer.de, bei dem Ulrich Wickert als einer der Herausgeber firmiert, sein Ende angekündigt. Chefredakteur Frank Syré schrieb Anfang Februar in eigener Sache:
"Die Wirtschafts- und Medienkrise hat bei uns und in unserem Mutterkonzern durchgeschlagen. Ein teures Experiment, das wir nunmal sind und waren, ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht durchzuhalten."
Der Versuch scheiterte, ein Online-Portal mit dem Anspruch an hohe journalistische Qualität einigermaßen wirtschaftlich zu betreiben - Zoomer.de beschäftigte mehr als drei Dutzend Redakteure. Aber wer bezahlt für die journalistische Arbeit? Wer bezahlt dafür, dass pbulizierte Inhalte gut recherchiert, verständlich aufbereitet, glaubwürdig sind?

Der Wissenschaftsjournalist Peter Artman macht sich in seinem Blog Gedanken über die Zukunft des Onlinejournalismus.


Samstag, Februar 14, 2009

Die Tageszeitung in der Todesspirale

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung malt Marc Fisher, mehrfach ausgezeichneter Redakteur der „Washington Post“, den Teufel an die Wand, was die Zukunft des Qualitätsjournalismus angeht:
„Derzeit ist die berufliche Existenz einer ganzen Journalistengeneration bedroht. Und selbst diejenigen, die ihre Jobs behalten dürfen, verlieren zunehmend an Einfluss. Sie mühen sich mehr ab als je zuvor und haben dadurch weniger Zeit für Qualitätsarbeit. Der Zusammenbruch des klassischen Geschäftsmodells journalistischer Arbeit hat letztlich dazu geführt, dass wir in einer
Welt leben, in der zwar immer mehr Informationen verfügbar sind, sich die professionellen
Berichterstatter aber um ihre Zukunft sorgen müssen. Auf diese Weise nimmt die
Qualität der gesamten Medienberichterstattung stetig ab. Das sollte nicht nur Journalisten Sorgenfalten auf die Stirn treiben, sondern allen Bürgern.“

Auch auf die Frage nach der Zukunft der Tageszeitung hat Fisher in diesem Interview eine klare Antwort - für ihn gibt es keine:
„Ich möchte wirklich nicht übertreiben, aber wenn ich ehrlich bin, wird es nicht einmal mehr fünf Jahre dauern, bis Zeitungen verschwinden. Der Auflagenrückgang beschleunigt diesen Prozess mit einer solchen Geschwindigkeit, dass viele Fachleute in den USA inzwischen von einer "Todesspirale“ sprechen. Wenn man sich darauf einlässt, wird die Beschleunigung noch weiter angefeuert, sprich: Je mehr wir darüber reden, desto schlimmer wird es.“
Und in Europa? In Österreich?